Spenden aus Erlös der Altpapier- und Altkleidersammlungen

RÖTZ. Was treibt eigentlich Walter Spießl an, weil er seit 44 Jahren für die Kolpingsfamilie Altpapier und Altkleider sammelt und auch die Organisation der Aktionen übernimmt? Und das nicht nur an den beiden Sammlungsterminen im Jahr, sondern ganzjährig mit einem Zwischenlager in seinem Elternhaus.
Walter Spießl trägt zum einen das „Kolping-Gen“ -er ist also ein leidenschaftlicher Kolpingsohn, zum zweiten setzt er sich aktiv für die Gesellschaft ein und zum dritten packt er immer an, wo Hilfe benötigt wird. Der gelernte Maschinenbauer war schon in den 1980-iger Jahren acht Jahre lang Vorsitzender der Kolpingsfamilie und seit seiner Jugend voller Elan im Verein und in der Vorstandschaft tätig. Heute ist er 66 Jahre alt, inzwischen Rentner mit ein paar zusätzlichen Arbeitsstunden im einstigen Betrieb. Kürzlich hat er in alten Unterlagen und Chroniken, die im Gruppenzimmer des Fürstenkastens lagern, gestöbert. Da fand er in alten Protokollen aus dem Jahr 1979 den Eintrag: „Walter Spießl teilt die Fahrzeuge ein“. Seit dieser Zeit macht das Spießl, also seit 44 Jahren, vorher hat das Josef Winklmann eingeteilt. Elf Jahre zuvor, nämlich seit 1968 sammelt die Kolpingsfamilie Rötz überhaupt Altkleider- und Altpapier in regelmäßigen Aktionen. „Entrümpelt für die Mission“ hieß es vor 55 Jahren. Unterstützt wurden hauptsächlich die Entwicklungshilfe in Brasilien, auch die Kolping-Ferienstätte Lambach und speziell in Rötz seit 1971 die Missionsgemeinschaft Kemnath, dank Franz und Fritz Winklmann. Vieles hat sich in den über fünf Jahrzehnten verändert. Wurde früher das Papier aus ganz Bayern in die Missionshallen in Kemnath angeliefert, sortiert und gepresst, sammelt heute weit und breit fast nur noch die KF Rötz Altpapier. Verkauft wird das Altpapier inzwischen an die Recyclingfirma Wittmann in Geisenhausen, die Altkleider gehen über Wittmann meistens an Sortierwerke in Polen. Mit dem Gelderlös aus den Aktionen hat die Kolpingsfamilie schon zahlreiche Projekte in aller Welt unterstützt. Walter Spießl erinnert sich noch an die alten Zeiten, in der man das gebündelte Altpapier zum Bahnhof nach Waldmünchen oder Pösing gefahren und dort schweißtreibend in Waggons verladen hat. Später, bis etwa im Jahr 2000 ging es mit Lastzügen nach Kemnath, wo man das gesammelte Altpapier hinfuhr. Heute werden große Container nach Rötz geliefert, in die man das Papier lose reinwirft. Seit 2003 machen sich die Helfer in Rötz mehr Arbeit und schneiden die Bündel auf. Dafür erzielen sie einen höheren Preis, weil das Altpapier dann nicht mehr sortiert werden muss und ohne Fremdstoffe und Abfälle direkt in der Papierfabrik landet. Deshalb werden Bänder und Schnüre wie beispielsweise ausgediente Damenstrumpfhosen entfernt sowie Plastiktüten, Kartons und Pappe herausgenommen. Das Papier gilt dann als vorsortiert, für das der Verwerter mehr Geld bezahlt, was der Kolpingsfamilie einen Mehrerlös einbringt. Walter Spießl hat sich eine Liste gemacht, in der er diesen höheren Erlös aufschreibt. 20000 Euro konnten bisher durch die Vorsortierung erzielt werden, worauf Spießl besonders stolz ist. Viele Wochen vor jedem Sammlungstermin spricht er sich mit dem Roten Kreuz ab, damit jede Organisation zum gleichen Recht kommt. 14 Tage vor der Aktion verteilt er die Kleidersäcke zusammen mit Plakaten in allen Pfarrkirchen der Pfarreien Rötz, Heinrichskirchen, Schönthal, Döfering und Hiltersried, in denen die Kolpingsfamilie Rötz sammelt. Nach einer Woche schaut er dann wieder nach und füllt bei Bedarf auf. Die Altkleider werden in einen eigens angereisten LKW geladen, der meistens von zwei Kolpingsfamilien beladen wird. Da kennt Spießl lustige Begebenheiten wie den Fall eines Brautkleides, welches der Ehemann in die Sammlung gab, worüber die Ehefrau nicht erfreut war. So kam es, dass der entsprechende Sack aus hunderten anderen Säcken mühselig herausgesucht und das Brautkleid in letzter Minute gerettet werden konnte. Interessant ist es, wenn Säcke aufplatzen und so manches zum Vorschein kommt, wie zuletzt eine Ladung erotischer Wäsche aus Lack und Leder. Spießl berichtet auch von den Wetterlagen an den Sammlungen, bei denen es meistens schönes Wetter hat. Manches Mal müssen die Helfer Regen und auch starken Regengüssen trotzen. Die Helferschar der Kolpingsfamilie ist oftmals groß genug, um die Arbeit zu bewältigen. Sie schwankt zwischen 45 und 20 Personen, welche auf die von Firmen und Privatleuten bereitgestellten LKW’s und Traktorengespanne verteilt werden. Manches Mal gibt es bei den Fahrzeugen einen Engpass, da die Landwirte durch Sä- oder Erntearbeiten verhindert sind. Selbst in der Coronazeit hat die Kolpingsfamilie unter Einhaltung der Vorschriften einmal im Jahr gesammelt. Walter Spießl organisiert nicht nur die Jahresaktionen. Er ist ganzjährig unterwegs, um Altpapier zu sammeln. So übernimmt er das Material von älteren Leuten, die Überbleibsel von Prospektausträgern, den Papierabfall von Zeitungsredaktionen, holt übrig gebliebene Telefonbücher, räumt Büchereien aus, leert die veralteten Prospekte des Tourismusbüros Rötz, übernimmt den Papierabfall von Arbeitskollegen und Sammlern wie beispielsweise aus Neunburg, Kötzting und Stulln, die unterm Jahr jeweils ein Auto voll anliefern. Spießl packt die Ware in gleichmäßige Kartons und lagert diese bis zum Sammlungstermin auf dem Anwesen seines Elternhauses. Bei der kürzlichen Spendenüberreichung an drei Hilfsprojekte plädierten Walter Spießl und Matthias Rötzer an die Bevölkerung, auch weiterhin Papier und Kleider zu sammeln. Wer in Kauf nimmt, Altmaterial und insbesondere Papier (Zeitungen, Zeitschriften, Prospekte, Kataloge, Bücher, usw.) sammelt und bis zur zweimal im Jahr stattfindenden Kolpingaktion zu Hause lagert, kann damit viel Gutes tun. Es ist ein kleiner Aufwand für jeden Haushalt, der nichts kostet, aber einen hohen Gelderlös zugunsten armer und benachteiligter Menschen einbringt.

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