Auf Spurensuche in den verschwundenen Dörfern für den Eixendorfer Stausee

Eine aufschlussreiche Führung durch Walter Drexler erhielten über 40 Gäste der Kolpingsfamilie am Eixendorfer Stausee. Als Zeitzeuge konnte Drexler viel Wissenswertes rund um das verschwundene Dorf und die Entstehung des Hochwasserspeichers erzählen.

Zu Beginn der Führung, die Walter Drexler der Kolpingsfamilie anbot, freute er sich über die Anwesenheit zweier ehemaliger Klassenkameraden aus der Neunburger Grundschule. Der Referent aus Eixendorf, Jahrgang 1959, ist heute mit seiner Familie, Haus und Hof in Eixendorf-Ost angesiedelt, es gebe auch ein Eixendorf-West. Drexler erläuterte, dass es damals ein unteres und ein oberes Dorf mit Glockenturm, einer großen Dorflinde und einer eigenen Brücke über der Schwarzach gab. Für den Erhalt der historischen Brücke im späteren See setzte sich der Kreisheimatpfleger ein, was aber nicht genehmigt wurde. Humorvoll meinte Drexler, dass Eixendorf mit Straße, Bahnstrecke und Fluss ein Verkehrsknotenpunkt gewesen sei. Den Abriss des alten Dorfes zugunsten des Stausees habe er mit 16 Jahren live miterlebt.
In seiner Garage erklärte der Neunburger Stadtrat Walter Drexler anhand einer großen Schautafel mit Plänen, Fotos und Zeichnungen den Bau und die Entwicklung des Staubeckens in den Jahren 1972 bis1975, was schon in den 60-iger Jahren angedacht war. Damals wurde gleichzeitig die Staatsstraße mit der damals längsten Staatsstraßenbrücke Bayerns gebaut. Drexlers über 90jähriger Vater Josef, der auch kurz in die Garage schaute, war zeitweise beim Bau der Stauseebrücke beschäftigt und besorgte dabei nicht nur Werkzeug, Bier und Brotzeiten, wovon Walter einige Anekdoten erzählte. Jedenfalls war der Sohn als Kind auf jedem der hohen Pfeiler und beobachtete auch die Schalungs- und Betonierungsarbeiten mit dem Vorschubbaugerüst. Im September 1973 gab es einen Bauunfall, als das Schubgerüst nicht mehr zu bremsen war und samt Schalung hinunterfiel. Das führte zu einer wochenlangen Bauverzögerung. Dem See fielen nicht nur Eixendorf, sondern auch der Seebarnhammer, die Obermühle, die Höllmühle, die Wutzschleife und ein Teil der Bahnstrecke Bodenwöhr-Rötz zum Opfer. Ein Stück dieses Bahndamms ist wegen der momentanen Wasserabsenkung derzeit zu sehen und zu begehen. Die Talsperre diene vorrangig dem Hochwasserschutz, der Niedrigwassererhöhung und der Stromgewinnung. Später kam auch die touristische Nutzung dazu, die jedoch von der Problematik der Blaualgenbildung stark eingeschränkt werde. Der See ist sechs Kilometer lang und hat ein maximales Stauvolumen von 21 Millionen Kubikmeter Wasser. Spätestens am 6. Juni 2013, beim Jahrhunderthochwasser sei durch den Stausee viel Schlimmes verhindert worden, wenn man daran denkt, dass die Schwarzach in die Naab und diese wiederum in die Donau münde. Damals hatte der Eixendorfer See die höchste Füllung seit seinem Bestehen.

Mit dem Ort Eixendorf verschwand auch der „Steinerne Steffl“, eine Männerfigur im Halbrelief auf einer Granitsteinplatte unbekannten Alters. Dabei handelt es sich um die lebensgroße Figur eines bärtigen Mannes mit einem Blätterkranz um die Lenden gewunden. In der rechten Hand hält er vermutlich einen Baumstamm, seine linke Hand liegt auf der Brust. Die Figur stand auf der Brücke im alten Eixendorf. Ihm gegenüber der Skulptur eines Fischweibs. Diese Brücke stürzte bei einem Schwarzach-Hochwasser ein, wobei die weibliche Figur verlorenging. 2020 konnte dank der Bemühungen von Walter Drexler der „Steinerne Steffl“ oder der „Wilde Mann“, wie er auch genannt wird, wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Kaum hundert Meter entfernt vom alten Standort wurde er nun wieder aufgestellt und wird zwischen zwei Infotafeln präsentiert.
Die Gruppe ging mit Drexler über den derzeit zugänglichen Straßenbogen zum See und ließ sich vieles detailliert erläutern. Drexler zeigte den Baumstumpf der Dorflinde, die verbliebene Betonplatte des ehemaligen Trafohauses, der das Dorf mit Strom versorgte sowie die eindrucksvolle Trauerweide, die ihm als Spielbaum noch immer an seine Kindheit erinnere. Zusammen mit der interessierten Gruppe deutete er auf beiden Seiten des Sees die ehemaligen Höfe des Dorfes und das Gemeindehaus an und erklärte, dass nur sieben Familien in das heutige Eixendorf-Ost und -West aussiedelten, die anderen suchten sich neue Lebensorte. Nicht nur der Umgang mit der damaligen finanziellen Ablösung durch den Freistaat Bayern war Thema der Besichtigung, auch der aktuelle Bau des Entnahmeturms im See zur Wasserverbesserung, die unterschiedlichen Seehöhen, wie auch die traurige Geschichte der Stauseebrücke als Suizidort.

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