Was unser Glaube mit Blumen zu tun hat

Lasst Blumen sprechen

Menschliche Sprachlosigkeit ist keine Erfindung der Neuzeit, denn mit Blumen drücken Menschen aus, wie ihnen ums Herz ist, wenn sie sich mit passenden Worten schwer tun. „Sag’s mit Blumen!“, denn mit Blumen kann man sich erklären, entschuldigen, bedanken oder auch beliebt machen. Blumen, wenn auch nicht alle, sind unverfänglich, sie können eindeutig und vielsagend sein.

Blumen geben jeder Gelegenheit etwas Festliches, sie schmücken und zieren. Ihre Anwesenheit erfüllt Räume mit Leben und nimmt die Tristesse aus den Werktagen. Mindestens aber zaubern sie Farbe in einen langweiligen Alltag.

Die Botschaft der Blumen ist eine vielfache. Zum einen sind sie ein „Lebenszeichen“, zum anderen aber auch ein Hinweis auf die Vergänglichkeit, das Verblühen und Vergehen aller Wesen. Vergehen und Neuwerden geschieht in ständigem Wechsel nach dem Grundgesetz der Natur, nach dem Nichts verloren, sondern alles immerzu im Wandel begriffen ist.

Blumen haben eine Botschaft und ihre Namen haben manchmal ein tiefe Weisheit. Pflanzen und Blumen erfreuen nicht allein das Herz. Sie haben heilende Kräfte. Das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel weiß mit seinen Bräuchen ein Lied davon zu singen. Blumen, diese wunderbaren Geschöpfe erreichen unser Herz und wecken Freude: Freude am Leben und Dankbarkeit für die Schönheit der Schöpfung.

Von Gott und den Blumen

Blühende Blumen sind Ausdruck der Freude, Schmuck der Jugend und Zeichen des überwundenen Winters und der sich wiederbelebenden Natur im Frühling. Die christliche Pflanzensymbolik deutet Blumen sowohl als Hinweis auf die Vergänglichkeit und Kürze des Menschenlebens wie auf das Wiederauferstehen nach dem Tode.

Die schönen und bunten Farben stehen für das Schöne und Gute, das wir durch Gott in unserem Leben erfahren dürfen: Freude, Liebe, Erfolg, Anerkennung und vieles mehr.

Poeten und Dichter wissen, was uns Menschen aus dem Paradies geblieben ist. Und meist zählen sie dazu auch die Blumen, die Pflanzen und Kräuter, die uns Mutter Erde alljährlich schenkt. Blumen machen immer Freude. Das wissen alle, die offenen Auges durch die Landschaft gehen, die durch die Berge wandern, die sich über einen gepflegten Garten und eine schön geschmückte Kirche freuen können oder über einen festlich gestalteten Tisch.

Unsere Erde, die im Frühling sich auftut in neuen Blättern und Blüten, wird eines Tages sich auftun und entfalten zu einer neuen Welt des Lichtes und der Herrlichkeit. Und ein ewiger Frühling wird sein. Er wird kommen, solange er auch zögert. Darum sprechen wir Tag für Tag: Zu uns komme dein Reich! (John Henry Kardinal Newman)

Die Blumen und ihre Pracht auf den Wiesen und in den Gärten sind ein Hinweis auf das Wunder der Auferstehung aus dem Tod, die uns Jesus Christus geschenkt hat. Blumen erinnern an die göttliche Herrlichkeit und an den Reichtum des Lebens und der ganzen Schöpfung.

Bilder des Himmels

Die Wiesen und Hänge mit Blüten bilden einen einzigen Strauß Blumen für jeden, die keine Menschenhand dorthin gepflanzt hat. Sie sind ein Gottesgeschenk für jeden, der vorüberkommt und gut daran tut, sie dort stehen zu lassen. Die Blumen sollen allen Menschen blühen und sind in der freien Natur Sträuße des Schöpfers an alle seine Geschöpfe.

Gärten sind Sinnbilder unseres Lebens. „Wie die Lilie sprosst der Gerechte, blüht vor dem Herrn in Ewigkeit. Ein verschlossener Garten ist meine Schwester Braut ...“ Farbe, Form und Duft symbolisieren Heiliges. Der Garten Eden, die neue Erde, das Paradies, die weltweit verbreitete Vorstellung von einer urzeitlichen Stätte der Ruhe und einem endzeitlich erwarteten Ort des Friedens, bleibt auch für den heutigen Menschen das große Hoffnungszeichen einer in sich beschlossenen Fülle, einer verklärten Schöpfung.

Felder und Äcker nähren den Körper, die Blumen an ihren Rändern und auf den Wiesen Herz und Seele. Es sind die Erscheinungen und Eigenschaften der Pflanzen, die Reaktionen der Freude, Verbundenheit und zärtlicher Nähe hervorrufen. Die lebendige Ruhe, die jede Blume auf ihre Art trägt, ihren Frieden im Anblick des Himmels und das Vertrauen auf Wachstum und Vollendung ihres Lebens. Der Schöpfer nährt und mit den Früchten der Äcker und Felder, mit den Blumen schenkt er uns die Freude am und die Liebe zum Leben. Jede Knospe und Blüte, jeder Stengel, jedes Blatt ist ein Schritt auf ihn zu.

Die Natur schenkt uns die Blume. Der Mensch pflückt sie zum Verschenken. Sie wird zum Zeichen der Liebe und der Gemeinschaft. Dazu lockt der Himmel, über allem tanzt ein Überfluss von Luft.

Blumen wecken in uns den Wunsch nach Leben und Schönheit, nach Fülle und Erfüllung. Ihr Duft und die prächtige Vielfalt, die uns über Gottes Schöpfung staunen lässt, verheißt etwas vom Himmel.

Stumme Boten Gottes

Blumen – was wäre unser Leben ohne sie? Sie begleiten uns das ganze Leben, sie sind Zeichen der Liebe zwischen Menschen, Ausdruck der Freude bei Festen, sie sind die letzte Liebesgabe beim Tod. Blumen sind ein so selbstverständlicher Bestandteil unseres Lebens, dass wir es uns gar nicht ohne die prächtigen Blüten vorstellen können.

Es heißt, dass der Mensch nur von der Anschauung der Natur Gott in gewissem Maße erkennen könne. Dies kann man leicht nachvollziehen, denn allein eine einzig Blume lässt ihren Schöpfer ahnen.

Das Alte Testament vergleicht das menschliche Leben mit dem Gras, das vergeht. Eine ernste Mahnung an den Menschen, seine Vergänglichkeit zu bedenken. Sie begegnet uns überall in der Natur.

Welche üppige Schönheit der Schöpfung, wenn die Altäre an den Festtagen mit Blumen geschmückt werden. Der Mensch, der das Spirituelle sucht, ist auch ein sinnlicher. Mit allen Sinnen nimmt er wahr, was er von Gott verspürt. Der Duft von Lilien am Marienaltar, das Blumenmeer an Fronleichnam, die flammenden Weihnachtssterne am Christfest – eine Kirche ohne Blumen wäre kalt und sprachlos. Der Blumenschmuck der Gotteshäuser kündet vom Leben.

Der Mensch öffnet ein bisschen sein Herz, wenn er Blumen bewusst wahrnimmt. Vielleicht wusste das auch Jesus als er den Jüngern sagte: „Seht die Lilien des Feldes ...“ (Mt 6,28 ff). Es ist eine bewegende Stelle des Evangeliums, wenn der Herr die Schönheit dieser Blumen preist. Vielleicht liebte er sie besonders. Mit der zarten Liebe des Menschen und der allumfassenden Liebe des Schöpfers zugleich.

(Quelle: KA+das Zeichen, Monatsschrift für apostolische Bildung und Information, Juli/August 2003)


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Was die Bibel zum Thema Blumen und Pflanzen sagt