Vom Katholischen Gesellenverein zur Kolpingsfamilie Rötz

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Mit einem großen Fest feierte die Kolpingsfamilie Rötz im Jahr 1998 ihr 50-jähriges Gründungsjubiläum. Eigentlich begann aber alles viel früher.

Bereits im Jahr 1862, also noch zu Lebzeiten von Adolph Kolping, gründete sich in Rötz ein Katholischer Gesellenverein. „Zu Rötz in der Oberpfalz ist ein neuer Verein (der fünfundneunzigste in Baiern) entstanden. Präses ist der hochwürdige Herr Stadtpfarr-Cooperator Handwerker“, vermeldeten damals die „Rheinischen Volksblätter“, die von Adolph Kolping herausgegeben wurden. Über die Tätigkeit des Rötzer Gesellenvereins finden sich leider keine Zeugnisse. Es heißt lediglich, dass er sich 1863, ein Jahr nach der Gründung „im Sinne gegenseitiger Requisition“ wieder auflöste. Im Kölner Verzeichnis der Kolpingsfamilien wird der Rötzer Gesellenverein von 1862 als Fehlgründung geführt. Nichtsdestotrotz ist in einem Vereinsregister der Diözese Regensburg aus dem Jahr 1870 unter 27 Gesellenvereinen auch Rötz angeführt.

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Gesellenverein
Bild: Rheinische Volksblätter mit Bericht über Gründung eines Burschenvereins in Rötz

 

"Wo ist der Kolping für unsere Bauernburschen?“: Die Idee der Katholischen Burschenvereine entstand um die Jahrhundertwende. Der Rötzer Burschenverein wurde am 10. Oktober 1910 gegründet. Eine Chronik aus der Anfangszeit des Vereins liegt leider nicht vor. Sie wurde erst 1930 nachgetragen. Von der Zeit der Gründung des Vereins bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges gab es von keinen nennenswerten Ereignissen zu berichten. Zu den Pflichten der Mitglieder gehörte ein sittlicher Lebenswandel sowie die Teilnahme an den monatlichen Vereinsversammlungen, an einer vierteljährlich stattfindenden feierlichen Generalkommunion und an kirchlichen Festen und Umzügen. In die Öffentlichkeit trat der Verein hauptsächlich mit seinen Theateraufführungen.

 

Burschenfahne 1912____ Burschenvereinsfahne, die am 12.08.1912 geweiht und anlässlich des 50-jährigen KF-Jubiläums 1998 restauriert wurde

 

 
Während die jungen Männer im Burschenverein ein aktives und breitgefächertes Vereinsleben entwickelten, war die weibliche Jugend in der Marianischen Jungfrauenkongregation zusammengefasst. In der Regel wurden die Mädchen jahrgangsweise nach dem Schulabgang aufgenommen und schieden mit ihrer Heirat aus der Gemeinschaft aus. Die Aktivität der Kongregation war auf rein Religiöses beschränkt. Im Jahr 1923 wurde ein weiblicher Jugendverein gegründet. Über die Aktivitäten dieser Gruppe ist nichts überliefert. Die Pfarrchronik berichtet davon, dass sie „auf Drängen ... ins Leben getreten ist“. Man sah keine Notwendigkeit für einen Mädchenverein, ganz im Gegensatz zur anerkannten Wichtigkeit der männlichen Jugendvereine.

Foto: Theaterspiel 'Andreas Hofer' 1929 im Saal der Genossenschaftsbrauerei (Jugendheim)
 

 
Bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts kam es in ganz Deutschland zur Gründung von katholischen Jugendvereinen. Immer lauter wurden die Forderungen innerhalb der Kirche, sich stärker um die Jugendlichen zu bemühen, zum einen um sie von schädlichen Einflüssen fernzuhalten, zum anderen auch um sie zu verantwortungsvollen Menschen zu erziehen. Im Rötz wurde im Frühjahr 1921 ein „Jugendverein für die männliche Jugend“ ins Leben gerufen. Im April 1923 schlossen sich ältere Mitglieder des Katholischen Jugendvereins zusammen und bildeten einen Jungmännerverein. Beide Vereine waren recht aktiv –besonders auch in sportlicher Weise- und arbeiteten in Konkurrenz zu der Gemeinschaft der Burschen. 1930 wurden der Katholische Jungmännerverein und der Burschenverein zusammengelegt. Während des nationalsozialistischen Gewaltstaates ruhte das gesamte katholische Vereinsleben.
 

Foto: Theaterspiel in der Kolpingsfamilie: 'Im Netz der Seelenverkäufer' 1949 im Kinderheim (Neuer Jugendsaal)
 

 
Gleich nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges nahm die Geistlichkeit ihre Arbeit in den Vereinen wieder auf. Die weibliche und männliche Jugend wurde vorerst innerhalb der katholischen Pfarrjugend erfasst. Daraus bildete sich wieder die Marianische Jungfrauenkongregation und der Katholische Burschenverein. 1948 beantragte der Stadtpfarrer, dass sich der Burschenverein der Deutschen Kolpingsfamilie anschließen wolle. Das Kolpingwerk in Köln übermittelte dem Gründerpräses die besten Grüße und Wünsche und bot Hilfestellung für die neue Kolpingsfamilie Rötz an. Die offizielle Gründung erfolgte dann am 1. März 1948, als sich 34 Mitglieder in das Stammbuch der Kolpingsfamilie eintragen ließen.
 

Foto: Kolpinggedenktag mit Aufnahmefeier im Dezember 1959
 

 

Neben der Kolpingsfamilie existierte die Mädchenjugend weiter. Die jüngeren Mädchen arbeiteten in der sogenannten „Frohschar“. Erst in den siebziger Jahren verstärkte sich die Zusammenarbeit von Kolping und den Mädchengruppen. Ab 1975 gab es keine eigene Mädchengruppe mehr. Die aktive Mitarbeit der Frauen in der Kolpingsfamilie begann in der Gruppe der Jungen Erwachsenen. In den Jungkolpinggruppen gab es anfänglich noch eine geschlechtsspezifische Trennung.

Seit der Gründung der Kolpingsfamilie waren und sind es viele Rötzer Bürger, die sich der Idee Adolph Kolpings anschlossen. Bis heute umfasst die KF Mitglieder aller Alter, Schichten und Berufe. In den über 50 Jahren ihres Bestehens erlebte die Kolpingsfamilie Höhen und Tiefen in ihrer Vereinsarbeit. Die Entstehung und die Entwicklung der Rötzer Kolpingsfamilie ist in der Festschrift von 1998, einem interessanten und reich bebilderten Geschichte- und Geschichtenbuch umfassend dargestellt. Sie wird auf Wunsch gerne zugesandt und kann unter post(at)kolping-roetz.de  angefordert werden.

 

Foto: Kolpinggruppe bei der 'Althistorischen Rötzer Fasenacht'; 1970
 

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